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Thomas Müller Ivan Reimann Gesellschaft von Architekten mbH, Berlin (ARGE-Partner Architekt)
IC Ingenieur Consult Technische Gesamtplanung GmbH, Frankfurt am Main (ARGE-Partner TGA)

Verfasser
ARGE-Partner Architekt: Thomas Müller, Ivan Reimann
Arge-Partner Fachingenieur (TGA): Reinhard Schmidt
Angestellte Mitarbeiter und Studenten
Thomas Müller Ivan Reimann Gesellschaft von Architekten mbH: Edna Lührs, Oliver Hebeisen, Götz von Stuckrad, Iva Praveckova, Johannes Lott, Andrea Speirer, Kostek Osobinski, Gerrit Vetter, Burkhard Green, Thomas Kaubisch
IC Ingenieur Consult: Rainer Meins, Dieter Reul, Ronald Bietzke, Feyza Üzmez
Fachberater
Kostenschätzung: BAL AG, Berlin; Tragwerk: GSE, Berlin; Brandschutz: H.Stanek, Berlin

Beurteilung des Preisgerichts
Das Entwurfskonzept nimmt die Vorgaben des städtebaulichen Rahmenplans auf. Um die in der Mitte des Komplexes gelegenen Hörsaalgruppe, welche in einem breit gelagerten, flachen und vom Boden abgehobenen Baukörper untergebracht ist, gruppieren sich das House of Finance, das Fakultätsgebäude und das Studierendenwohnen in Baukörpern, die sich in ihrer städtebaulichen Morphologie ähneln, jedoch in ihren Dimensionen deutlich unterscheiden. Lediglich der Erweiterungsbau für die Cafeteria weicht zwangsläufig davon ab. Die unterschiedlich anmutenden Gebäude werden durch ein Fassadenraster zusammengebunden. Allerdings unterscheiden sich diese deutlich voneinander, was für die Identität der einzelnen Orte positiv ist. Auch hier nimmt das Hörsaalzentrum eine Sonderstellung ein. Der Vorschlag für den Neubau des Campus Westend nimmt Rücksicht auf den Poelzigbau, trotzdem bewahrt er sich seine Eigenständigkeit. Negativ vermerkt werden muss allerdings, dass das Hörsaalzentrum im Untergeschoss die Baugrenze nach Süden überschreitet. Demgegenüber muss positiv vermerkt werden, dass die Kosten aller 5 Bauteile sich im Mittelfeld aller Wettbewerbsarbeiten liegen. Trotzdem überschreiten die ermittelten Beträge das geplante Budget.

Neubau House of Finance
Das Äußere des fünfgeschossigen House of Finance ist durch unterschiedliche Fensterraster gegliedert. Die beiden unteren Ebenen, in denen die Hörsäle und Seminarräume untergebracht sind, werden so als hierarchisch bedeutender betont. Ganz im Gegensatz hierzu wird der Eingang seitlich über Eck angeordnet, was nicht überzeugen kann. Auch die außermittige Halle auf den eingestellten Säulen weist keine besonders schöne Aufenthaltsqualität auf. Die darüber liegenden drei Büroebenen sind funktional, die Belichtung über den Innenhof ist gut. Insgesamt handelt es sich um einen gut funktionierenden Entwurf ohne räumliche oder sonstigen gestalterischen Highlights.

Neubau Rechts- und Wirtschaftswissenschaften
Das Haus wird in zwei Gebäudeteile gegliedert, die auf einem gemeinsamen Sockel mit zwei Geschossen aufsetzen und von diesem verbunden werden. Durch den Versatz der beiden Institutsgebäude wird eine Lockerheit erreicht, die mit den städtebaulichen Fluchten des Campus- Areals spielt. Der Durcharbeitung der Fassaden sollte etwas mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden. Die Definition der Innenräume und die Zuordnung der Nutzungen ist ausgesprochen gut gelungen. Der zentrale, auch aus städtebaulicher Sicht richtig gelegene Eingang führt in ein großzügiges Foyer, von dem aus die Bibliothek ebenso erreicht wird wie die Erschließungskerne der beiden Institutsbereiche. Die Organisation der Bibliothek ist schlüssig. Sie stellt eine Einheit dar und weist dennoch unterschiedliche Zonen mit differenzierten Blickbeziehungen in einen Lichthof und in den Grüneburgpark aus. Die beiden Institutsgebäude sind ebenfalls den Nutzungsanforderungen entsprechend konzipiert. Hervorzuheben sind kurze Wege und Orte der Kommunikation und Orientierung wie insbesondere die beiden dezentralen Vorbereiche. Die Arbeit überzeugt nicht nur mit hohen funktionalen Qualitäten, sondern auch mit ihrem angenehmen Maßstab.

Neubau Hörsaalzentrum
Der Entwurf realisiert einige Hörsäle im Untergeschoss und sorgt mit Dach- und Fassadenöffnungen für eine natürliche Belichtung der Hörsäle in den Obergeschossen. Dieses erfolgt über ein umlaufendes Fensterband, das die schönen Proportionen, die im Modell dargestellt sind, in den Darstellungen entkräftet. Der Bau ist mit drei Geschossen sehr funktional aufgebaut. Die Erschließung ist über ein großes Treppenauge und entsprechende Treppenhäuser klar gegliedert. Das Flächenprogramm ist erfüllt. Die Investitionskosten liegen über dem Budget. Eine einfache konzeptionelle Rückführung der Volumen auf das Budget wird nicht erkannt. Der Entwurf überschreitet im Untergeschoß durch das „Audimax“ die Baufeldgrenzen lediglich im Untergrund.

Anbau Casino
Der sehr geometrische Baukörper schließt den Platz nach Süden hin gut ab und übernimmt die Gestaltung und Formensprache des Hörsaalgebäudes. Das quer gestellte Foyer auf Platzebene und die seitlichen Ausgänge zum Speisesaal im 1. OG können nicht überzeugen. Der Ausgabebereich im rückwärtigen Bereich ist funktional falsch. Der Übergang zum Bestandsgebäude ist zu massiv.

Neubau Studierendenwohnheime
Der Neubau der Studierendenwohnheime wird als Gebäudegruppe, eine Stadt in der Stadt interpretiert. Dies wird im Preisgerichts kontrovers diskutiert: der angenehmen Maßstäblichkeit und der als Identität stiftend angesehenen Erschließung steht die Auffassung gegenüber, dass die „Stadt in der Stadt“-Haltung einer urbanen Entwicklung im eigentlichen Sinne entgegenstehe. Ebenfalls wird die Nordausrichtung eines Teils der Wohneinheiten kritisch bewertet, jedoch werden die Vorteile der gewählten Struktur als vorrangig gegenüber dem benannten Nachteil angesehen. Die Einbindung des interreligiösen Gebetsraums in das „Gemeindehaus“ wird als richtig empfunden.


 
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